Verschlüsselung meteorologischer Daten

Inhalt

1. Überblick

2. Verschlüsselungstechnik und -technologie auf Basis der meteorologischen Chiffriertechnik M - 130 Koralle

3. Austausch meteorologischer Informationen zwischen dem meteorologischen Dienst (MD) der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/ LV) und den Zentralen Gefechtsständen (ZGS) bzw. dem Hauptgefechtsstand (HGS) der LV der verbündeten Armeen des Warschauer Vertrages (WV)


1. Überblick

Der Auftrag des MD der LSK/ LV und dabei besonders zur meteorologischen Sicherstellung der LSK/ LV war unter allen Umständen zu erfüllen. Auch bei Auslösung höherer Stufen der Gefechtsbereitschaft, im Spannungs- und Verteidigungsfall mussten die benötigten meteorologischen Informationen zuverlässig gesammelt, bearbeitet und verteilt werden.

Probleme wurden hierbei vor allem erwartet durch: Zur Lösung dieser Probleme war der MD der LSK / LV des WV gezwungen:
verschiedene Bildansichten Copyright by J.Drobick » SASundChiffrierdienst

Abb.: Chiffriergerät M - 130 mit Schlüsselscheiben für die Schlüsselformen: Das Gerät verfügte über die Möglichkeit der Daten- Ein- & Ausgabe auf Lochstreifen. Es konnten also die originalen Eingangsdaten auf Lochstreifen direkt in einen chiffrierten Ausgangslochstreifen umgesetzt werden. Dieses System wurde bis zu seiner Ausmusterung bei der HptNZ 1990 verwendet bzw. war konserviert.

Hier ein Auszug aus der Normative der materiellen und technischen Sicherstellung × Nachrichten.

Diese regelte u.a. die Ausstattung mit Sonderbetriebstechnik für den MD der NVA. Dazu gehörte auch die oben aufgeführte Chiffriertechnik.

Auf dem Auszug der unten aufgeführten Seite 47 des Dokumentes GVS-Nr.: A 372 652 × K 040/3/003 ist die Verteilung dieser speziellen Nachrichtengerätesätze innerhalb des MD zu verfolgen.

Wir bemühen uns, die Ausstattungsinhalte der Satznummern 950 bis 956 zu verifizieren.

Man beachte auch die merkwürdige Schreibweise des Begriffs Meteorologie in diesem Dokument.

1966 fand dazu der erste Einweisungslehrgang für den Bereich des MD der LSK / LV zum Gerät M-130 in Moskau statt. Teilnehmer waren der damalige LZFWW und ein BerufsUnteroffizier aus dem Bereich der ZFWW.


2. Verschlüsselungstechnik und -technologie auf Basis der meteorologischen Chiffriertechnik M - 130 Koralle

Im ZGS-14 war die Chiffriertechnik im Gebäude TO (Teilobjekt) – 03 in einem mit Alarmanlage und vergitterten Fenstern und Türen gesicherten Raum dem „K“ (Koralle) – Raum, untergebracht. Hier Im Bereich des Schutzbauwerkes TO-02 befand sich der „K“ – Raum hinter dem Raum des Diensthabenden Wetterinformationszentrale (DWIZ), zu betreten nur über eine Tür von innen. Dazu musste von einer berechtigten Person der Schlüssel vom DWIZ empfangen und in einem Schlüsselbuch quittiert werden. Aufbewahrt wurde der Schlüssel in einem Schlüsselkasten im VS – Schrank des DWIZ.

Abbildung: Stand von 1980

Im „K“ Raum TO - 02 stand wegen der räumlichen Enge, jeweils nur ein für den Einsatz bestimmtes Gerät M - 130 sowie ein Reservegerät bereit. Die Berechtigung zum Umgang mit der Chiffriertechnik - siehe Abbildung unten - wurde nach Überprüfung des Personals durch die „entsprechenden Organe“, Unterschrift unter eine Geheimhaltungsverpflichtung und individueller Ausbildung erteilt und zwar: Das Dokument GVS-Nr. A 411 900 DV 040/0/10 SAS- und Chiffrierdienst - MfNV bis Verband - legt unter Punkt III. Kräfte des SAS- und Chiffrierdienstes - Ausbildung der Kräfte im aktiven Wehrdienst dazu fest:

18. (1) Die Heranbildung und Weiterbildung von Offizieren, Betriebskräften und Instandsetzungsspezialisten hat gemäß Rahmenprogramm und Normenkatalog an der Offiziershochschule der Landstreitkräfte, dem Lehr- und Ausbildungseinrichtungen sowie in der Dienststellung zu erfolgen.

18. (2) Die Heranbildung der Betriebskräfte und der Instandsetzungsspezialisten hat mit der Erteilung der Betriebs- bzw. Instandsetzungsberechtigung gemäß den Ausbildungsprofilen und Gerätetypen abzuschließen. Erteilte Betriebs- und Instandsetzungsberechtigungen sind im Wehrdienstausweis bzw. bei Zivilbeschäftigten auf der Bestätigung (Vordruck FA 5040) mit der Angabe der taktischen Bezeichnung des Gerätes z.B. T 219, nachzuweisen. Verliehene Klassifizierungsabzeichen sind in den Wehrdienst- ausweisen einzutragen.

18. (3) Es ist nicht gestattet, Armeeangehörige und Zivilbeschäftigte, die noch keine Spezialausbildung erhalten haben und nicht im Besitz der Betriebs- bzw. Instandsetzungsberechtigung für die jeweiligen Gerätetypen sind, selbständig in SAS- und Chiffriereinrichtungen einzusetzen. Kräfte, deren ungenügender Ausbildungsstand eine Gefährdung der Sicherheit im SAS- und Chiffrierdienst darstellt, sind nicht zum Betriebsdienst und nicht zur Instandsetzung einzusetzen bzw. unverzüglich von der Erfüllung derartiger Aufgaben abzulösen.

19. Nichtstrukturmäßige Kräfte des SAS- und Chiffrier- dienstes und funktionsgebundende Nutzer von Chiffriermitteln, die mit SAS- und Chiffriergeräten arbeiten sollen, werden in Kurzlehrgängen ausgebildet. Nach erfolgreichem Abschluß des Lehrganges ist die Betriebsberechtigung zu erteilen, wobei das erreichte Schreibtempo auf Chiffriergeräten unberücksichtigt bleibt. Das erforderliche Schreibtempo (Zehnfingerblindschreiben) ist nach dem Lehrgang durch persönliches Training zu erreichen.

Abb.: Berechtigung K (A)

Die Schlüsselunterlagen bestanden aus Abreißblöcken ( Verschlusssache ) mit: und wurden erst vor der Nutzung am Gerät eingestellt. Dazu trennte man die oben und unten perforierten Blätter bis zum entsprechenden Dekaden-, dann Wochen- und zuletzt Tagesschlüssel heraus. Es war also zuletzt immer nur der obere, dann gültige Tagesschlüssel sichtbar. Die herausgetrennten Seiten waren nachzuweisen und im „vier Augen Prinzip“ zu vernichten.

Der Dekadenschlüssel entsprach einer speziellen Steckkombination von mit Steckern versehenen Drähten - Kodierstecker - auf ein Buchsenfeld. In der nachfolgenden Gesamtabbildung links die blauen Drähte.

Zur Einstellung des jeweiligen Wochenschlüssels wurden die fünf Schlüsselscheiben entnommen, geöffnet sowie die von 00 - 29 nummerierten und an isolierten Drähten angebrachten Steckkontakte entsprechend vorgegebenem Schlüssel in die ebenfalls so nummerierten Buchsen eingeführt, z.B.: und das an jeder der fünf Schlüsselscheiben unterschiedlich, danach wieder verschlossen und eingebaut.


Obere Darstellungen zeigen die Schlüsselscheiben, wie sie der für die Bedienung zugelassene Benutzer - System K (B) - zu sehen bekam, die nachfolgende Abbildung zeigt geöffnete Schlüsselscheiben und ihre internen und damit verborgenen Steckverbindungen.

Es sei bemerkt, daß die reine Verschlüsselung - dh. das o.a. 'Verschlüsseln' - also das Einstecken der Kabelverbinder in die jeweils gültige Buchse - zu mechanischen Problemen führte. Je nach aktuellem Schlüssel ergab sich eine Lage der Kabel innerhalb der Schlüsselscheibe, die 'völlig' ungeordnet war und damit mechanische Probleme auftraten, die Scheibe wieder zu schließen. Unabhängig davon berichten die handelnden Personen von größerem Stress beim Verschlüsseln. War die Gegenkontrolle negativ, mussten i.d.R. eine oder mehrere der fünf Schlüsselscheiben falsch kodiert sein oder es wurde beim Verschließen ein Verbindungsdraht eingeklemmt und dabei zerstört. Welche der Scheiben es betraf, war nicht definierbar. Daher musste alles kontrolliert sowie berichtigt bzw. der Draht zusammengelötet werden und dies alles normalerweise unter großem Zeitdruck.


Der Tagesschlüssel wurde zuletzt durch Drehung der Scheiben in die vorgegebene Stellung zueinander mittels Zahlenkombination ( z.B.: 21 05 17 24 08 ) eingestellt, danach erfolgte die Nullstellung des Gerätes und die Arbeit konnte aufgenommen werden.

Der Funktionstest war am einfachsten so auszuführen:
Einen Lochstreifen mit zwei Fünfergruppen - 12345 Zwischenraum 67890 - zuerst mit einer Maschine verschlüsseln, dann mit der Reservemaschine wieder entschlüsseln. Entsprach das Resultat der Eingabe, dann waren alle Einstellungen in Ordnung.


Im Verschlüsselungsmodus - Betriebsart "Chiffrieren" - wurde der Lochstreifen mit den Wettermeldungen in die über der Tastatur befindliche Leseeinrichtung genau mit dem ersten Zeichen eingelegt. Betriebsartenschalter siehe nachfolgende Abbildung - links der zweite Drehschalter.


Wichtig war hierbei eine fehlerfreie Wettermeldung. Die Fünfergruppen - fünf Zeichen und ein Zwischenraum - mussten genau eingehalten werden, jedes zusätzliche Zeichen hätte die Meldung unbrauchbar gemacht. Die Tastatureingabe direkt am Gerät nutzte man deshalb i.d.R. nicht. Deshalb kam zum Stanzen des Lochstreifens solcher Meldungen der zuverlässigste Unteroffizier am Stanzplatz zum Einsatz.


Die verschlüsselte Meldung wurde als Lochstreifen und Ausdruck erstellt - Betriebsart "Drucken - Lochen". An der linken Seite der M-130 ist der Lochstreifenauswurf zu sehen, siehe dazu die nächste Abbildung.


Der verschlüsselte Lochstreifen konnte nun entsprechend Befehl über Funknetz oder Drahtverbindung weitergeleitet werden.

Der Empfänger arbeitete mit dem erhaltenen Lochstreifen dann im Entschlüsselungsmodus - Betriebsart "Dechiffrieren" - und erhielt wie auf die oben beschriebene Weise die für ihn bestimmte Wettermeldung. Die verschiedenen Stellungen des Betriebsartenschalters sind nachfolgend im Detail dargestellt.

OffenChiffrierenDechiffrieren

Im praktischen Betrieb erreichten diese Systeme ein erhebliches Geräuschniveau, welches deutlich über dem normalen Geräuschpegel zumindest der WIZ lag und allein dadurch die Gefahr einer gewissen Kompromittierung vorlag. Dieses Problem wurde durch den nachträglichen Einbau einer umfangreichen Geräuschdämmung für den „K“ Raum versucht zu mildern. Diese Schalldämmung galt laut SND für alle Chiffrierbetriebsräume und war zwingend vorgeschrieben. Offenbar wurde in der WIZ diese Vorschrift verzögert umgesetzt.

Das Dokument GVS-Nr. A 411 900 DV 040/0/10 SAS- und Chiffrierdienst - MfNV bis Verband - legt unter Punkt IV Sicherungsmaßnahmen für stationäre Einrichtungen dazu fest:

Zusätzlich wurden diese Räume inspiziert und abgenommen, welches auf nachfolgenden Muster dargestellt ist:


                  MINISTERRAT
     DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK
     MINISTERIUM FÜR NATIONALE VERTEIDIGUNG  O.U., den     19
                Chef Nachrichten           

                       R A U M B E S T Ä T I G U N G

     Der zur Unterbringung von SAS- und Chiffriergerätesätzen
     vorgesehene Raum
     ...........................................................
     ...........................................................
     entspricht den Bedingungen für die SAS- und Chiffrier-
     arbeit in der Nationalen Volksarmee und kann genutzt werden.  

     Dienstsiegel                          .....................
                                           Dienstgrad, Name

     Al IV/4              GVS-Nr.: A 411 900
                                   x. AB

Für den „K“ – Raum im Gebäude TO – 03, in welchem die Chiffriertechnik ausserhalb des Bauwerkes TO - 02 untergebracht war, wurde dieser Zustand noch vor der Einlagerung der ersten Spezialtechnik hergestellt.


3. Austausch meteorologischer Informationen zwischen dem meteorologischen Dienst (MD) der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/ LV) und den Zentralen Gefechtsständen (ZGS) bzw. dem Hauptgefechtsstand (HGS) der LV der verbündeten Armeen des Warschauer Vertrages (WV)

Um den unter Kapitel 1. dargestellten Anforderungen gerecht zu werden, wurde der verschlüsselte Austausch meteorologischer Informationen zwischen dem HGS der LV und den Diensten der anderen Teilnehmerstaaten des WV regelmäßig geübt. Das betraf also
  • den HGS der LV des Vereinten Oberkommandos VOK der Warschauer Vertragsstaaten in Minsk
  • die Zentralen Gefechtsstände der LSK / LV der verbündeten Armeen in
    • Bulgarien
    • der DDR
    • Polen
    • Rumänien
    • der Tschechoslowakei und
    • Ungarn
Nach einem Plan des HGS LV fand dieser Austausch einmal im Quartal in Form einer Funknachrichtenübermittlungsübung statt. Festgelegt waren
  1. der zu verwendende Schlüssel anhand der einheitlichen Schlüsselunterlagen
  2. der Wettertermin
  3. Frequenzen und Wechselfrequenzen der Teilnehmer
  4. die zeitliche Abfolge der Sendungen.
Im Bereich der LSK / LV hatten alle Flugwetterwarten (FWW) die Meldungen zu empfangen und zu entschlüsseln.

Der Diensthabende der Wetterinformationszentrale (DWIZ) hatte vor der Übung die Sende- und Empfangsunterlagen vom Diensthabenden der Nachrichtenzentrale (DNZ) abzuholen. In diesem Plan waren die Frequenzen sowie Wechselfrequenzen und Sendezeiten aller Teilnehmer verzeichnet. Aus Geheimhaltungsgründen waren sie nicht mit den Standorten der Zentralen Gefechtsstände gekennzeichnet sondern als
  • Moskau
  • Budapest
  • Berlin
  • Warschau
  • Bukarest
  • Prag und
  • Budapest
Überhaupt war eine gute Zusammenarbeit zwischen DNZ und DWIZ auch im Vorfeld von Vorteil, kam es doch darauf an, zur Übung mit intakten Fernschreibmaschinen und überprüften Leitungen anzutreten. Außerdem musste im K-(oralle) Raum durch einen dazu Berechtigten die M- 130 Technik vorbereitet und überprüft werden, im Einzelnen waren die Quartals-, Monats-, Tagesschlüssel einzustellen und auf fehlerfreie Arbeit zu testen.

Um die besten Empfangsbedingungen herauszufinden und die Fernschreibmaschinen einstellen zu können, begann die Sendung jedes Teilnehmers mit einer Synchronisationsschleife, einem sogenannten R - Y Abgleich. Dabei wurden, wenn möglich, an zwei Funkempfängern verschiedene Frequenzen eingestellt, die Haupt- u. beste Wechselfrequenz, um danach die verschlüsselten Wettermeldungen vollständig empfangen zu können.

Die Abbildung rechts zeigt einen Auszug aus der Codetabelle des Baudot-Codes, auch Fernschreibcode oder Telexcode. Es ist ein -mittlerweiler historischer zu nennender- digitaler 5-Bit-Zeichencode.

Dieser Code wurde 1932 nach gewissen Veränderungen von der CCITT als Internationales Telegrafenalphabet Nr. 2 kurz CCITT-2 standardisiert.

Man erkennt, dass die Zeichen R & Y genau die entsprechend entgegengesetzte Codierung aufweisen und damit für die Anforderung an die Übertragungsstrecke höchste Anforderung stellten. Dieses Verfahren ist auch heute noch zwingend notwendig, nur bemerkt man es in der Regel nicht, es läuft automatisiert ab. Entsprechend des Umschaltregisters der Tabelle hätte der Test auch gut 46 benannt werden können, bekannt war er unter RY.

Der beim Funkempfang erstellte beste Lochstreifen (es mussten entsprechend den allgemeinen Regeln zur Kodierung Meteorologischer Informationen immer fünf Zeichen und ein Zwischenraum sein, jeder Fehler hätte die Auswertbarkeit verzögert bzw. sogar verhindert) wurde nunmehr im K- Raum entschlüsselt und anschließend dem Diensthabenden Meteorologen (DM) zur Auswertung übergeben. Zur Verbreitung der eigenen Wettermeldungen über Funk wurde das Funknetz (FN) 412 genutzt. Die Übertragung erfolgte über Draht- oder Richtfunk-Kanäle bis zu einem Funksendezentrum und von dort weiter über Sendeantennen in den uns zugeteilten Frequenzen.

An diesem Tag wurden die aktuellen Wettermeldungen unseres festgelegten Termins durch einen fähigen Unteroffizier besonders sorgfältig entsprechend der Vorschrift an der Fernschreibmaschine geschrieben und damit ein möglichst weitgehend fehlerfreier Lochstreifen hergestellt. Diese Wettermeldung wurde noch einmal vom DWIZ kontrolliert und dann im engen K-Raum hinter verschlossenen Türen unter Zeitdruck verschlüsselt, denn zum vorgesehenen Sendetermin musste der Lochstreifen fertig sein.

Nach der Sendung der Synchronisationsschleife, ein zusammengeklebter Lochstreifen mit den Buchstaben „R“ und „Y“ im Wechsel, begann dann zur festgelegten Zeit die Sendung der verschlüsselten Wettermeldung, die wir selbst zur Kontrolle ebenfalls über Funk empfangen haben. Nach Abschluss der Übung wurden die empfangenen und entschlüsselten Wettermeldungen auf dem Dienstweg weitergeleitet und nach gewisser Zeit kam die Auswertung bei unserem Vorgesetzten an, dies ensprechend der Planung nach ca. 3-5 Stunden.

Diese 3-5 Stunden waren die Theorie, nach Bemerkungen damals Beteiligter hat dies aber 'ewig gedauert', wurde als VS-Dokument zurückgeleitet und wurde nur auf Nachfrage Beteiligter konkret ausgewertet. Die ZFWW meldete dabei mindestens die Empfangsbedingungen der genutzter Frequenzen der einzelnen beteiligten Stationen. Das ausgewertete zentrale Dokument enthielt eine Zusammenfassung all dieser Daten unserer FWW`en.

Um dabei nicht schlecht auszusehen, haben sich die Teilnehmer der LSK / LV auch mit diesem und jenem Trick geholfen. So wurden wegen technischer Mängel oder schlechter Empfangsbedingungen fehlerhafte oder fehlende Lochstreifen von anderen FWW über Standleitungen oder Telex „besorgt“. Einmal bekamen wir sogar einen Anruf von Soldaten der Funküberwachung, die uns ihre Telexnummer gaben und einen Lochstreifen haben wollten.

Diese regelmäßig im Gesamtbestand der Warschauer Vertragsstaaten durchgeführte Übung war nicht mehr als ein kleiner Mosaikstein im gesamten Ablauf der Übungs- und Ausbildungsstrukturen des Gesamtverbundes. Es sei bemerkt, dass sie von den DZGS wohl mehr belächelt als ernst genommen wurde, dies vor allem nach Einzug in das FBZ. So geschehen, wenn der DM bei der täglichen Lagebesprechung beim DZGS erinnerte, dass in diesem 24h-Dienst ja auch diese Übung stattfindet » Na dann macht mal...

Sie wurde einerseits in ihrer Bedeutung vom DZGS allgemein -es gab Ausnahmen- nicht verstanden und andererseits fühlte sich der DZGS, der ja 'nur' im Normalfall dem Chef der LSK / LV befehlsmaßig unterstand, von einer Übung, die im Gesamtbestand des WV auch in seinem Wirkungsbereich stattfand, er aber keinen direkten Einfluss darauf hatte, militärisch 'zurückgesetzt'.

Welche Rolle der Übermittlung bzw. dem Austausch chiffrierter Wettermeldungen in einer höheren Stufe der Gefechtsbereitschaft zugeordnet werden muss, zeigt der Kampf um das letztendlich erfolgreiche Knacken des Codes des deutschen Verschlüsselungssystems Enigma im WKII. Hierbei spielen von U-Booten abgesetzte Wettermeldungen eine bedeutende Rolle im Gesamtpuzzle der eingesetzten Mittel.

Eines scheint zusätzlich sicher, ist aber bisher nicht durch Dokumente belegbar. Die GSSD / WGT - LSK mit ihrer 16. Luftarmee und dem Stab in Wünsdorf haben für uns nicht wahrnehmbar an der Übung teilgenommen. Vieleicht nur als Empfänger, so wie unsere eigenen FWW. Im Sendeplan waren nur die oben aufgeführten offiziellen Teilnehmer vertreten.

Konkrete Dienstvorschriften dazu aus dem Bereich des MfNV sind nicht bekannt. Hinweise auf diese Übung und deren Gestaltung und Termine sind in den jeweiligen jährlichen Planungsdokumenten zu finden. Unklar ist, ob diese mit im Befehl 90 für das DHS stand.

Nachfolgend einige Informationen aus dem Stabs·Bereich des Vereinten Oberkommandos der Warschauer Vertragsstaaten aus den Jahren 1982 / 1983 dazu.

Betreff » Austausch chiffrierter meteorologischer Informationen

In Auswertung einer Konsultation von Spezialisten der militärischen und zivilen Hydrometeorologischen Dienste der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages, zu Fragen des Austausches chiffrierter meteorologischer Informationen, die im Februar 1982 in der CSSR stattfand, hat der Stab der Vereinten Streitkräfte Vorschläge unterbreitet, die zur Vervollkommnung der Trainingsmaßnahmen auf diesem Gebiet dienen sollen.

Als Anlage beigefügt übersende ich Ihnen diese Vorschläge mit der Bitte um Prüfung und Stellungnahme bis 12.06.1982.

Während der Konsultation wurde von seiten der sowjetischen Delegation erklärt, daß zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der meteorologischen Chiffriergeräte M-130 die Bestellung von Ersatzteilen und von kompletten Geräten in geringer Stückzahl auf dem entsprechenden Wege möglich ist. Eine schrittweise Einführung moderner Geräte wurde nach 1986 in Aussicht gestellt.
Anlage                              S t r e l e t z
                                      Generaloberst

Anlage » V o r s c h l ä g e

zur Vervollkommnung des Austausches chiffrierter meteorologischer Informationen
  1. Bei der Planung der Trainingsmaßnahmen ist mit dem Beginn 1983 die Auswahl der Frequenzen ohne Prognose der Funkwellenausbreitung durchzuführen sowie die Übermittlung der chiffrierten meteorolo- gischen Informationen als Funkfernschreibsendungen und Funk- sendungen im Morse-Kode vorzusehen.
  2. Die Kontrolle über die Arbeit der meteorologischen Nachrichten- zentren ist mit dem Ziel zu verstärken, die exakte Einhaltung der Sendepläne, die qualitätsgerechte Vorbereitung des zu sendenden Materials sowie eine Verbesserung der Arbeit der Sendeapparatur zu gewährleisten.
  3. Bei der Übertragung der meteorologischen Informationen soll ab 1983 der von der CSVA vorgeschlagene modifizierte internationale Kode verwendet werden. Das Kode-Schema ist in der Tabelle aufgeführt.
  4. Die Bereichte über die Ergebnisse der durchgeführten Trainings maßnahmen, die 30 Tage nach deren Abschluß dem Stab der Vereinten Streitkräfte zu übersenden sind, sollen enthalten:
    • Anzahl der beteiligten Empfangspunkte
    • aufgetretene Verstöße gegen die Trainingsordnung und andere Unzulänglichkeiten.
    • Angaben über den technischen Zustand der Chiffriertechnik sowie aufgetretene Gerätestörungen
    • Beurteilung der Funkempfangsbedingungen nach dem SINPO-Kode sowie der praktischen Verwertbarkeit der dechiffrierten Informationen in Prozent (an den Stab der Vereinten Streitkräfte sind nur die Angaben des Nationalzentrums zu melden)
    • Veränderungen der eingesetzten Sende- und Empfangstechnik
    • Darlegung der Frequenzen und Zeiträume mit den besten und den schechtesten Funkempfangsbedingungen sowie des Auftretens von Funkstörungen
    • Vorschläge und Hinweise zur Verbesserung der Durchführung und Auswertung der nachfolgenden Trainingsmaßnahmen.

        V o r s c h l a g

 zur Einführung einiger Präzisierungen in
 den Kodes der Typen SYNOP, PILOT, TEMP            

                                                  
 Kode-Typ            Kode-Schema                

 SYNOP  11111 YYGGiw IIiii iRixhVV   Nddff ... 9hh//
        33333 ... 8NsChshs 9SpSpsPsP 11111 IIiii
           iRixhVV   Nddff   ... 9hh// 33333   ... 8NsChshs 
         9SpSpsPsP   11111 IIiii iRixhVV Nddff usw.
                                                  
 PILOT

 Teil A 55511 YYGGa4 IIiii 55nP1P1   ddfff usw.
 Teil B 55522 YYGGa4 IIiii 8tnu1u2u3 ddfff usw.
 Teil C 55533 YYGGa4 IIIii 55nP1P1   ddfff usw.
 Teil D 55544 YYGGa4 IIiii 8tnu1u2u3 ddfff usw.
                                         

 TEMP

 Teil A 99911 YYGGId IIiii 99POPOPO   usw.
 Teil B 99922 YYGG/  IIiii nOnOPOPOPO usw.
 Teil C 99933 YYGGId IIiii P1P1h1h1h1 usw.
 Teil D 99944 YYGG/  IIiii n1n1P1P1P1 usw.

Im Zusammenhang mit zuvorbenannten Dokument gibt es Hinweise darauf, dass ab 1985 geplant war, das System M-130 im WV / VOK umzustellen auf die Nachfolgeversion M-131. Dazu ist es nach Informationen unmittelbar beteiligter Zeitzeugen nicht gekommen.

Ob und wie diese ganze Prozedur(en) bei Notwendigkeit ohne weitere zuverlässige ergänzende Informationen auch aus der Himmelsrichtung West wirklich zu verwertbaren flugmeteorologischen Vorhersagen geführt hätte, soll an dieser Stelle, wo es vorrangig um technische Abläufe geht, nicht erörtert werden. Auf jeden Fall wurden die Übungen ernst genommen und mit nicht unerheblichem personellem und technischem Aufwand durchgeführt.
Link zum Stichwort M-130 beim »SAS und Chiffrierdienst«
Link zu einer technischen Beschreibung M-130 im niederländischen »Crypto Museum«

6. Revision Oktober 2014 ÷ fk » Korrekturen & Ergänzungen
5. Revision Februar 2010 ÷ fk » Kapitel 3 » Ergänzungen
4. Revision Dezember 2009 ÷ fw & fk » Korrekturen & Ergänzungen
3. Revision Oktober 2009 ÷ fw & fk » Kapitel 3 ergänzt
2. Revision Mai 2007 ÷ fw & fk
1. Revision März 2007 ÷ fw & fk